Chronik

Vor mehr als 80 Jahren gründete der Pfarrer Robert Dollinger den Stamm Markgaf Georg Wüstenselbitz. Seitdem ist viel passiert.
Hier findet sich unsere Stammeschronik:

Was sind Pfadfinder?

Auf diese Frage sind die wenigsten Leute um eine Antwort verlegen. „Das sind doch die mit der täglichen guten Tat und der Uniform“. So lautet wohl eine gängige Antwort. Wenn damit schon alles gesagt wäre. Denn zum einen gibt es neben Pfadfindern eben auch die Pfadfinderinnen. Und zum anderen ist in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern kein einheitlicher Pfadfinderverband vorhanden, denn seit Beginn der Pfadfinderarbeit in Deutschland 1909 hat es unterschiedliche Ströme innerhalb dieser Bewegung gegeben. Ein Ergebnis dieser wechselhaften Geschichte ist es, daß wir heute kleinere Splitterverbände und drei größere Verbände haben (DPSG, BdP, VCP). Zurück zur Ausgangsfrage: Was sind Pfadfinder? Zunächst einmal auffällig, denn sonst wären sie nicht so oft im Bewußtsein der Leute. Diese Auffälligkeit verdanken wir der pfadfinderischen Methode, die sich von anderen Methoden der Jugendarbeit deutlich unterscheidet. Mit den Stichworten : Sippensystem, Regeln und Versprechen, Lernen durch Tun, Spiel, Leben in der freien Natur, Übernahme von Verantwortung durch den Einzelnen, Förderung der Neugier im Menschen und des christlichen Glaubens kann man die pfadfinderische Methode kurz, aber nur unvollständig beschreiben. Damit es aber nicht nur bei einer äußerlichen Auffälligkeit bleibt, möchten wir im folgenden unsere Methodik, Arbeitsformen und unsere Gesichte darstellen. Seit 1907 in England beginnenden, haben sich die Pfadfinderinnen und Pfadfinder zu der größten Jugendorganisationen der Welt mit über 25 Millionen Mitgliedern in 216 Ländern dieser Erde entwickelt, zählt man die Zahl derer hinzu die jemals aktiv waren so kommt man auf ungefähr 250 Millionen. Und so begann es in Wüstenselbitz:

Gründung und Verbot

Im Jahre 1929 kam Pfarrer Robert Dollinger nach Wüstenselbitz um dort die Pfarrstelle neu zu besetzen. Er mußte feststellen, daß die Kirchengemeinde keine aktive Jugendarbeit besaß und beschloß dies zu ändern. Im Frühjahr 1930 zog er mit seiner Konfirmandengruppe zur Vollaufmühle. Es folgten Wanderungen und Sonnwendfeuer, und 1931 begann dann die offizielle Pfadfinderarbeit mit Sippenstunden, deren Inhalt Bibelarbeit, Morsen, Knotenschlingen, Spiele und ähnliches waren. In der letzten Juliwoche 1932 nahmen Wüstenselbitzer am Landesmarklager der CPD (Christliche Pfadfinderschaft Deutschlands) bei den Wallensteinseichen bei Röthenbach teil. Sie wählten für ihren Stamm den Namen des fränkischen Markgrafen Georg, der vor 465 Jahren für seinen evangelischen Glauben nicht bloß Gesundheit und Freiheit, sondern auch sein Leben eingesetzt hatte. Nach der erzwungenen Eingliederung der evangelischen Jugend Ende 1933 durch Reichsbischoff „Pfarrer“ Ludwig Müller in die HJ verschwanden die grauen Hemden aus dem Straßenbild. Die Wüstenselbitzer Gruppe wurde aufgelöst um die Mitglieder nicht in Schwierigkeiten zu bringen, nachdem Ende 1934 ein Treffen in einem evangelischen Landheim bei Helmbrechts von der Polizei aufgelöst wurde. In den Jahren 1935 und 1936 waren noch einige „Selbetzer“ bei illegalen Lagern anwesend. Die schwere Zeit begann.

cp1931cpstempel
 

Der Neubeginn

Als 1945 Ernst Zuber aus der Gefangenschaft heimkehrte wurde die christliche Pfadfinderarbeit wiederbelebt. Bereits Pfingsten 1947 nahmen die Wüstenselbitzer zusammen mit 160 Jungen aus Berneck, Fassoldshof, Hof und Weiden wieder an einem Zeltlager teil. Auch bei dem ersten Treffen der christlichen Pfadfinder in Bayern im Sommer des selben Jahres in Georgensgemünd waren 3 Jungen dabei. Nach dem Weggang von Ernst Zuber übernahm Georg Zuber die Pfadfinderarbeit in der Siedlung „Markgraf Georg“.

cpgruppe

CP Wüstenselbitz 1947 – Sippe Adler

1950 fand wieder ein Bundeslager auf dem Knüllgebirge statt, zu dem die Wüstenselbitzer zu dritt mit dem Rad anreisten. Auf dem Späher- und Kreuzpfadfindertreffen 1951 auf Prackenfels wurde die Siedlung zum Stamm Markgraf Georg erklärt. In den kommenden Jahren folgten viele verschiedene Aktivitäten, wie das Pfingstlager bei Gefrees, Landeslager am Rachelsee, das Bundeslager in der Lüneburger Heide, Ostertreffen, Jungmannschaftstreffen, Kirchentage. Im Jahre 1965 konnten durch eine Aktion für Bolivien, dort mehre christliche und soziale Einrichtungen gefördert werden. Im selben Jahr endete die Landesmarkführung von Pfarrer Robert Dollinger.

Im neuen Verband

Anfang der 70iger Jahre wurde aus CPD, BCP (Bund Christlicher Pfadfinderinnen) und EMP (Evangelischer Mädchenpfadfinderbund) der VCP (Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder). 1972 erhielt die etwas eingeschlafene Pfadfinderarbeit durch Horst Schobert aus Münchberg neuen Aufschwung, der 1973 die Führung an Georg Zuber abgab. Auf das Sommerlager 1975 wurde der Mädchenkreis der Kirchengemeinde eingeladen und war davon so begeistert, daß im Anschluß von Gauführerin Beate Zischka aus Rehau die erste Wüstenselbitzer Mädchensippe gegründet wurde. Im selben Jahre erhielten die Pfadfinder eigene Räume im Neubau des Gemeindehauses, die 1987 renoviert wurden. Im März 1980 wurde von Regina Frank und Karin Lindner die erste koedukative Sippe gegründet Zur gleichen Zeit wurde die Stammesführung von Hartmut Peetz an Ulrich Zuber übergeben, der den Stamm bis 1988 leitete. Danach übernahm diese Aufgabe eine Führerrunde der aktiven Sippenführer und Knappen. Seit 1997 wird nun wieder auf jährlichen Stammesversammlung bei denen jeder ein Stimmrecht hat u.a. die Führung des Stammes gewählt und bis zum 6. Januar 2000 war Stefan Krutzke im Amt des Stammesführers. Ab diesem Zeitpunkt wurde beschlossen, das die Führerrunde wieder die Stammesführung übernimmt.

Was machen Pfadfinder?

„Vom Wölfling zum Lebenspfadfinder“
Sir Robert Baden-Powell (Gründer) hat die „pfadfinderische Methode“ als ein „System fortschreitender Selbsterzeihung“ entworfen. Das bedeutet, daß Kinder, Jugendliche und Erwachsene bei den Pfadfindern ihrer Altersstufe entsprechend gefordert werden. Unterschiedeliche Arbeitsmethoden und Inhalte spiegeln sich in den Stufen der Pfadfinderarbeit wieder.

Wölflinge (ca. 7-10 Jahre) Kinder leben in einer Welt der Phantasie und des Spiels. Baden Powell führte deshalb das „Dschungelbuch“ von Rudyard Kipling als „Spielidee“ für die Wölflinge ein. Die Erzählungen von Mowgli und den Tieren fördern die Vorstellungskraft und den Tatendrang der Kinder. Spielen, Basteln und Singen stehen im Mittelpunkt des Lebens in den Meuten. (So heißt in dieser Stufe die Gruppe). Die Kinder werden auch spielerisch an andere Themen wie, den Schutz der Umwelt herangeführt. Die Meutenführer sammeln mit den Wölflingen beispielsweise Blätter, Rinde und Gräser und basteln mit diesen Naturmaterialien.

Jungpfadfinder (ca. 11-14 Jahre) In einer kleinen überschaubaren Gruppe (=Sippe) von höchstens 10 Mitgleider, in der jeder einzelne eine Verantwortung hat und erkennt, wird so zum wichtigen Kern der „pfadfinderischen Methode“. Bei der Entwicklung vom Jungpfadfindern zum Pfadfinder lernen die Kinder die Pfadfinderbewegung richtig kennen. Pfadfindertum (Geschichte, Fahrt und Lager,..) und -technik (Knoten, Karte und Kompaß, Leben in der Natur,…), aber auch der Glaube spielen eine wichtige Rolle im Sippenleben.

Pfadfinder (ca. 12-16 Jahre) Die Lager und Fahrten in der Sippe haben die Gruppe zusammengeschweißt und auf Stammes-, Regionslagern konnte sich die Gruppe erproben. Nun folgen größere Lager (Landes-, Bundeslager, Jamboree) und weiter entfernt liegende Ziele (Außland). Auch Sketche und kleine Theaterstücke und Lieder werden einstudiert und vorgetragen oder die Sippe besucht z.B. ein Altersheim, um dort den Nachmittag für Senioren zu gestalten.

Ranger/Rover (um die 16 Jahre) Nach den vorherigen Stufen ist nun die Zeit reif selbst Initative zu ergreifen und sich zu organisieren. Aktionen werden geplant und vorbereitet und bestimmt Themen werden vertieft. Für manchen beginnt in dieser Zeit die eigene Meute-, Sippenführung um das erlernte weiterzugeben Neben dieser verantwortlichen Tätigkeit kann man sich in anderen Ämtern (Kassier, Materialwart ect.) erproben.

Erwachsene Wir sind ein Jugendverband und das wird auch so bleiben. Jedoch ist Pfadfinder sein nicht nur ein Hobby sondern eine Lebenseinstellung – ein Engangement kann z.B. in einem Freundeskreis oder Förderverein weitergehen.

Ziele Natur und Umwelt bewahren, Glauben entwicklen, soziales Engagement und Einsatz für den Frieden, aber auch Koedukation und politische Mitverantwortung sind Schwerpunkte im VCP, die beispielhaft vorgestellt werden. Viele „Lebenspfadfinder“ beweisen heute im Alltag, wie wichtig für sie die Erfahrungen waren, die sie bei den Pfadfindern gesammelt haben. Heute werden derartigen Erfahrungswerten in der gesellschaftlichen Diskussion, aber auch in Unternehmen große Bedeutung eingeräumt.

Bei den Pfadfindern sein heißt für uns… …als einzelner in einer Gemeinschaft zu leben, Gemeinschaft zu erleben. Die Gruppe ermöglicht dem einzelnen vielseitige und interessante Erlebnisse und Erfahrungen. Die vielen Lager, Fahrten, Gruppenunternehmungen, Begegnungen, Spiele und Erkundungen sind die Orte an denen Pfadfinder-Sein erlebt wird.

Wie werde ich Pfadfinder? Derzeit gibt es in der Region Fichtelgebirge (= Oberfranken + Teile der Oberpfalz ) Pfadfindergruppen in Bayreuth, Himmelkron, Coburg, Rehau, Hof, Kulmbach, Weiden, Wüstenselbitz und Trebgast. Wenn sie Interesse haben wenden Sie sich an die jeweiligen Kontaktadressen der entsprechenden Stämme.